Im Namen des Ortsverbandes und der Ratsfraktion B90/ Die GRÜNEN Laer haben wir dem Bürgermeister der Gemeinde Laer, Manfred Kluthe, am 20. Dezember 2021 folgende Fragen, Anregungen und Bedenken zum Bebauungsplan „Marienquartier“ zur Kenntnis gebracht:
Natur & Umwelt
Dem aktuellen Vorentwurf ist zu entnehmen, dass ein Großteil der Fläche mit vielen kleinen Häusern bebaut werden soll und damit ein erheblicher Eingriff in Natur und Landschaft erfolgen wird. Um die Auswirkungen auf den Artenschutz und das lokale Klima einschätzen zu können, fordern wir eine gründliche Bestandsaufnahme von Flora und Fauna durch ein unabhängiges Fachbüro, das nicht vom Investor beauftragt wird. Die Ergebnisse müssen im Sinne einer ökologischen Wertigkeit analysiert und bewertet werden. Auch müssen die Grundzüge der Beschlussfassung des Rates vom 4.12.2019 hier zwingend umgesetzt werden. (Vorlage 63/2019 1.Ergänzung: Gemeinschaftsstrategie Klimawohlstand, Beschluss 2 „Die Gemeinde Laer priorisiert bei Ihren Entscheidungen die unterschiedlichen Möglichkeiten nach Ihrer Auswirkung auf Klimaschutz oder Nachhaltigkeit.“
- Hat es bereits eine solche Bestandsaufnahme gegeben?
- Wann und durch wen ist diese Priorisierung erfolgt?
- Welche Ausgleichsmaßnahmen müssen demzufolge geleistet werden?
Wir fordern,
- den größtmöglichen Erhalt der Parkanlagen und der Hecken
- die Wohnbebauung auf den westlichen Bereich des Geländes zu beschränken, um den Anteil an versiegelter Fläche so gering wie möglich zu halten,
- ausschließlich Pult- und Flachdächer zuzulassen und bereits bei der statischen Berechnung vorzusehen, dass diese begrünt und mit Fotovoltaikanlagen belegt werden müssen
- die Begrünung des Bestandsgebäudes und auch dessen Belegung mit Fotovoltaikanlagen
- den ökologischen Ausgleich der gesamten Baumaßnahmen auf dem Gelände selbst vorzunehmen
Verkehr
Ein nachvollziehbares Verkehrskonzept ist auf dem Entwurfsplan noch nicht erkennbar. Sowohl die Wohnbebauung als auch die Nutzung des Marienhospitals und die Errichtung der Kindertagesstätte wird einen deutlichen Bedarf an Stellplätzen erfordern.
Wir fordern,
- hier die Stellplatzverordnung der Gemeinde konsequent umzusetzen. Man kann nicht davon ausgehen, dass in den Ü-60 Häusern Menschen wohnen, die kein Auto mehr fahren. Im ländlichen Raum ist man zwingend auf ein Auto angewiesen,
- das gesamte Gebiet als „verkehrsberuhigt/ Tempo 5km/h auszuweisen,
- den Bereich der allgemeinen Wohnbebauung als autofreie Zone auszuweisen und entsprechend für zentrale Parkmöglichkeiten zu sorgen und
- die fußläufigen Verbindungen innerhalb des Quartiers und zu um- und anliegenden Wohngebieten und Infrastruktureinrichtungen städtebaulich darzustellen.
Soziales
Das „Marienquartier“ ist zwar nicht die Ortsmitte, aber es ist das Herzstück unserer Gemeinde. Wie wichtig das Gelände und das ehemalige Krankenhaus für die Menschen hier ist, muss man nicht weiter erklären. Das ist hinlänglich bekannt. Daher muss auch aus sozialer Sicht ein besonderes Augenmerk auf die Planungen gelegt werden.
- wurde der Alten- und Sozialplan, den Frau H. Overhoff im Auftrag der Gemeinde 2020 erstellt und vorgelegt hat, den Planungen zu Grunde gelegt?
- Auf welcher Grundlage wurde insbesondere das Konzept für die Betreuungseinrichtung erstellt?
- Wie hoch ist aktuell die Zahl der Laerer und Holthauser Bürger:innen, die in stationären Altenpflegeeinrichtungen in der näheren und weiteren Umgebung untergebracht sind?
- Warum kann dort keine stationäre Altenpflege angeboten werden?
- Wurden bereits Gespräche mit den künftigen Trägern der Kindertagesstätte und der Betreuungseinrichtung angeregt, um Synergieeffekte zu identifizieren bzw. ein generationsübergreifendes Angebot in Erwägung zu ziehen?
Wir fordern eine dahingehende Überplanung, dass
- die Anzahl der Wohneinheiten auf die Hälfte der bisher geplanten überbaubaren Fläche komprimiert wird
- barrierefreie Wohnungen in Häusern mit zwei Vollgeschossen mit Staffelgeschossen für 6-8 Wohneinheiten statt vieler kleiner Einfamilienhäuser
- naturnahe, Freizeit-, Begegnungs- und Aufenthaltsflächen geschaffen werden
- 40-50% der Wohnungen öffentlich gefördert sein müssen.
Grundsätzlich sind wir froh und auch einverstanden, dass das Gelände des ehemaligen Marienhospitals einer für unsere Gemeinde sinnvollen Nutzung zugeführt werden soll. Diese Fläche hat allerdings auch eine besondere Bedeutung für viele Menschen hier.
Uns ist es besonders wichtig, dort eine Pflege- und Betreuungseinrichtung zu schaffen und einen modernen Bebauungsplan zu schaffen, der den Ansprüchen von generationsübergreifender Begegnung, Inklusion, bezahlbarem Wohnraum für alle Menschen entgegenkommt und den Anforderungen des Natur- und Klimaschutzes gerecht wird.
Unserer Meinung nach ist dies aus der bisherigen Planung kaum erkennbar und macht daher zwingend grundlegende Planungsänderungen erforderlich.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Silke May-Landgrebe und Lorenz Danzer für den Vorstand des Ortsverbandes
Elisabeth Moser-Emmerich und Hubert Bröker für die Fraktion
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